Die Inflation in Deutschland, getrieben von der Energiekrise, steigt stetig an: Die Rate lag im Oktober bei über zehn Prozent. Das veranlasst Verbraucher, zu sparen und anders einzukaufen, gerade bei Lebensmitteln. Das spüren auch die Hofläden und Direktvermarkter in der Region.
Während der Corona-Zeit boomte der Einkauf auf den Bauernhöfen und den Märkten. Regionalität, Qualität und Frische waren gefragt. Und die kurzen Wege zum nächsten Hofladen wurden geschätzt. Vor allem die Bio-Landwirte profitierten von diesem Trend.
Jetzt aber ändert sich das, wie eine Umfrage der Redaktion bei einigen Hofläden im Landkreis Schweinfurt zeigt. „Der Boom vom letzten Jahr ist weg“, hat auch Benedikt Karg vom Naturlandhof in Kronungen gemerkt, die Nachfrage hat spürbar nachgelassen. Und das, obwohl er aktuell die Preise für seine Kartoffeln oder Getreideprodukte nicht angehoben hat und auch die zuliefernden Berufskollegen noch stillhalten.
Lieferanten erhöhen die Preise
„Eventuell werde ich aber die Eierpreise erhöhen“, meint er, „wir sind eigentlich zu billig“. Zumal auch für ihn alles teurer geworden sei: Energie, Diesel, Futtermittel, bauliche Anlagen, alles koste mehr. Von seinem Großhändler, von dem er Molkereiprodukte oder sein Trockensortiment bezieht, erhält er dagegen monatlich Preiserhöhungen. „Zehn bis 30 Prozent“ betragen nach seinen Worten die Preissteigerungen seines Lieferanten, die er an die Kunden weitergeben muss.
Auch wenn der Umsatz seiner Ansicht nach wohl weiter zurückgehen werde, sieht er auf lange Sicht die Direktvermarktung seines Betriebes solide aufgestellt. „Man sieht doch im Discounter immer wieder, dass die Regale leer sind, die Lieferketten funktionieren nicht“, meint Benedikt Karg. „Wir sorgen dagegen für eine regionale Versorgung.“ Und gutes Essen bräuchten die Menschen immer.
Einen leicht rückläufigen Umsatz registriert Landwirt Michael Reck derzeit in seinem Hofladen, in der er vor allem Fleisch und Wurst seiner Schweine und Rinder vermarktet.
Er will ab Dezember sogar ab und zu selbst Brot backen. „Das Thema Energie trifft mich da aber nicht so wie einen Bäcker, bei dem dauernd die Öfen laufen“.
Umsatz im Hofladen ist rückläufig
Auch im Hofladen am konventionellen Bauernhof von Michael Reck in Hambach ist der Umsatz seit kurzem etwas rückläufig, hat der Betriebsinhaber registriert. Er sei aber noch zufrieden und halte sein Preisgefüge konstant, meint Reck, der vor allem das Fleisch seiner Schweine und Rinder selbst vermarktet. „Meine Kunden kommen von Lengfeld bis Münnerstadt gezielt her und kaufen bewusst ein.“ Sie wollten wissen, wo ihr Fleisch herkommt.
Die Supermärkte seien schnell mit Preiserhöhungen dabei gewesen, meint der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Auch wenn Produkte noch gar nicht von der Energiekrise betroffen seien, „siehe Sonnenblumenöl“. Als kleiner Erzeuger und Direktvermarkter kritisiert er sowohl die Politik, als auch das aktuelle Einkaufsverhalten. „Der Bevölkerung fehlt der Weitblick: Wenn die kleinen Betriebe, die Bäcker und Metzger schließen, dann bleibt da zu. Da macht keiner mehr auf.“ Wenn man sich in die Abhängigkeit von Großen begebe, dann werde es schwierig. „Der Verbraucher muss umdenken.“
Von echten Einbußen beim Ab-Hof-Verkauf von Gurken, Wein, Zwetschgen, Äpfel und vor allem der verschiedenen Beeren will Matthias Knaup vom Genusshof Knaup in Röthlein nicht sprechen. „Wir haben viele Stammkunden, die schätzen es wert, regional einzukaufen.“ Allerdings würde wesentlich bewusster gekauft, „eventuell auch in anderen Mengen“. Weil auch in dem Familienbetrieb die Kosten für die Löhne der Angestellten, für Düngemittel oder Energie gestiegen seien, habe man auch die Preise anpassen müssen.
Aktuell würden die Glas- und Sonnentunnels, unter denen die Beeren bis in den November wachsen, nicht beheizt, „da reicht die reine Sonnenkraft“. Bis minus sechs Grad würden die Pflanzen aushalten. Die Möglichkeit zum Heizen nutze man höchstens im Frühjahr beim Pflanzen. „Aber wir wollen das erst mal auf uns zukommen lassen und vielleicht spätere Pflanztermine vorsehen“, meint Knaup.
Bruderhahnprojekt und Bio-Futter verteuern die Eier
Einen Umsatzrückgang merkt auch Bio-Landwirt Michael Härterich in Ebertshausen. Für die Eier seiner Bio-Hühner, die er auch an einen Supermarkt liefert, musste er die Preise anheben, „allerdings nicht wegen der Energiekrise, sondern wegen des Bruderhahnprojekts und des Bio-Futters“. Der Eier-Verkauf ging merklich zurück.
Mit dem Brot, das er aus eigenem Bio-Getreide backt, hat sich Härterich einen Namen gemacht, so dass die Stammkunden bleiben. „Manche kommen vielleicht etwas seltener.“ Den Preis hat er – wie bei den anderen Produkten in seinem Hofladen – beibehalten, zumal er selbst noch keine Strompreiserhöhung hatte. Allerdings sind auch bei ihm die Lieferungen von „sehr gutem Käse“ um einige Prozent teurer geworden, was er an die Käufer weitergibt.
Quelle und Bilder: Mainpost